Vom 22. bis 24. Mail 2009 fand am Hofe der Adelsfamilie Corsini zum 13. Male die toskanische Weinausstellung Alla Corte del Vino statt. Dazu gaben 112 Weinanbauer aus der gesamten Toskana die Möglichkeit ihre über 400 Weine direkt vor Ort zu verkosten und zu günstigen Direktpreisen zu bestellen. Tatsächlich war die Crème de la Crème der toskanischen Weinanbauer anwesend. Neben der Verkostung von Wein und typischen Produkten hat man auch die Möglichkeit an Seminaren teilzunehmen oder im Restaurant zu Speisen, wo toskanische Meisterköche am Werke sind.

Villa Le Corti San Casciano Val di Pesa
Der erste Tag war nur für Weinanbauer selbst, während Samstag und Sonntag für Besucher geöffnet waren. Es wurden Seminare, geleitet von National- und international hoch angesehene Weinfachmänner zusammen mit den jeweiligen Anbauern.
Ich hatte mich für 2 Seminare angemeldet, das erste war hatte den Titel Sentori di Germania, Le Espressioni del Riesling, während das zweite den Titel hatte I Toscani della Costa: che stile!. Der Grund für meine Entscheidung am Seminar für deutsche Weißweine teilzunehmen lag darin, dass ich erst seit ich in der Toskana lebe zum Weinliebhaber geworden bin und einfach daher relativ viel über unsere toskanischen Weine weiß, allerdings über die deutschen so gut wie gar nichts…

Villa Le Corti – Seminarsaal
Somit schien mir eine geführte Degustation ausgesuchter deutscher Rieslinge eine gute Möglichkeit, mehr zu erfahren. Geleitet wurde das Seminar von dem wichtigen Importeur und Sommelier Dick Ten Voorde sowie vom Sommelier Andrea Gori. Zunächst einmal erhielten wir einen informativen Überblick über Rieslingrebe, die wichtigsten Weinanbaugebiete Deutschlands sowie die Unterschiede des Terroirs, die Anbautechniken sowie die Weinherstellung und natürlich die Weinklassifizierung. Danach ging es zur Verkostung. Begonnen wurde mit einem Riesling Sekt, Jahrgang 2006 aus dem der Familie Künstler aus dem Rheingau, gefolgt von den trockenen Weinen, zuerst einem Riesling QbA 2006 aus dem Gebiet der Nahe, des Weingutes Schäfer-Fröhlich und dann vom Weingut Rebholz aus der Pfalz mit einem Riesling Im Sonnenschein (Großes Gewächs) aus dem Jahr 2003.

Dick Ten Voorde und Andrea Gori bei dem Riesling-Seminar
Schließlich ging es zu den Weinen mit einem Restzuckergehalt, wo wir mit einem Abtsberg Riesling QbA aus dem Jahr 2000 aus der Schlosskellerei von Dr. Carl von Schubert an der Mosel begannen, gefolgt von einer Riesling Spätlese von der Mosel, einem Graacher Himmelreich 2004 der Gebrüder Johannes und Joseph Prüm und schließlich einer Riesling Auslese der Karlsmühle 1994. Klar durfte auch der Eiswein nicht fehlen, mit dem wir die Degustation beendeten: Riesling Eiswein 2007 aus Rheinhessen des Weingutes Manz.

Das Rotwein Seminar I Toscani della Costa: Che Stile!
Am nächsten Tag hingegen fand das Seminar der Küstenrotweine statt, für das ich mich auf Grund der wichtigen Namen entschieden hatte. Prinz Duccio Corsini eröffnete das Seminar höchstpersönlich und übergab dann die Leitung an den Sommelier und Vizepräsidenten der toskanischen Sommeliers Massimo Castellani (AIS) das Wort. Herr Castellani gab uns zuerst einen Überblick zur Entstehung der exzellenten Weine der toskanischen Küste. Begonnen hatte alles im Jahre 1944, während des 2. Weltkrieges, als der Graf Mario Incisa della Rocchetta der Tenuta San Guido damit begann Reben franz. Herkunft aus dem Migliarino-Gebiet (bei Pisa) in den Hügeln zwischen Castagneto Carducci und Bolgheri anzubauen und in Barrique-Fässern auszubauen. Allerdings begann der wahre Erfolg des berühmten Sassicaia erst Ende der sechziger Jahren.

Der Prinz Duccio Corsini bei der Eröffnung des Seminars
Ende der achtziger und neunziger Jahre zogen auch andere Weingüter an der Küste mit exzellenten Produkten nach. Das ganz spezielle Terroir sowie die milden Temperaturen lassen die Trauben ganz besonders gut reifen und führen somit dazu, ein Endprodukt bester Qualität herstellen zu können. Da die Gegend südlich von Livorno bis südlich Grosseto ein enormes Potential hat, haben viele andere wichtige Weinnamen (darunter auch Zonin) in den letzten Jahren in der gesamten Küstengegend enorm investiert. Für unsere Degustation hatte man 8 Weine aus dem Jahrgang 2004 ausgesucht, laut Herrn Castellani ein sehr perfekter Jahrgang, wie aus dem Buche. Im vorhergehenden Winter hatte es ausreichend geregnet und die Temperaturen waren weder zu kalt noch zu warm. Ein Frühling wie aus dem Bilderbuch, ausreichend Wasser und Sonne, ein angenehm warmer Sommer und am Ende, zur Schlussreifung ein heißer August. Ideale Bedinungen für ein homogenes Wachstum der Weinreben. Auch während der Weinlese, idealste Bedingungen ohne Niederschlag.

Adolfo Parentini (Morisfarms) und Massimo Castellani (AIS)
Wir beginnen die Degustation mit Colle Massari (Montecucco Riserva Rosso), vom Weingut Castello Colle Massari, süd- östlich von Grosseto gelegen, eine Gegend die direkt an Montalcino angrenzt. Der Wein besteht aus 80% Sangiovese, 10% Ciliegiolo und 10% Cabernet, 18 Monate in Barriquefässern ausgebaut. Die Reben wachsen auf lehm- und sulfathaltigen Boden. Die Farbe ist ein lebhaftes rubinrot mit granatapfelfarbenem Rand. An der Nase vernimmt man ein angenehmes blumiges Aroma, rote Konfitüre (von den reifen Sangiovesetrauben), leicht süße Vanillenote. Im Munde verspürt man gemäß Herrn Castellani zu Beginn den Geschmack von reifen, roten Früchten, Marmelade, leichte Gewürznote und im Abgang spürt man reichlich den Alkoholgeschmack. Ich persönlich war von diesem Wein leicht enttäuscht und mir nicht sicher, ob ich an diesem Morgen und auf Grund der enormen Hitze vielleicht noch nicht den richtigen Geschmack hatte, auch in Anbetrachtdessen, welche Weine noch auf uns warteten. Aber es kam nun der Avvoltore, von der Morisfarms (lesen Sie dazu auch meinen Artikel Blinde Weinprobe auf der Morisfarms)! Adolfo Parentini, der Besitzer erzählte uns, wie er zum Weinanbau gekommen war. Aus Florenz stammend und für das it. Forstamt arbeitend, lernte er Caterina Moris kennen, die er schließlich heiratete und übernahm somit gemeinsam mit ihr den elterlichen Besitz. Im Jahre 1988 wollte er einen Wein kreieren, welcher Land und Reben am Besten ausdrücken (basierend auf den Tignallo). Somit entstand der Avvoltore, dessen Name von dem Hügel stand, wo die Reben angebaut werden. Avvoltore bedeutet in maremmanischem Dialekt Falco (dt. Falke). Seit 1997 besteht er aus 75% Sangiovese, 20% Cabernet Sauvignon und 5% Syrah. Wunderschön intensive rubinrote Farbe. Bereits an der Nase merkte ich, dass doch mein Tag war…. Ein traumhaft intensives Bouquet von roten Früchten, reifen Brombeeren und roter Marmelade, Kirsche und einer pflanzlichen Note, abgerundet von geröstetem Kakao, Kaffee und Leder. Im Mund entfaltet sich der Geschmack der Sangiovesetraube auf elegante Art und Weise, ohne jegliche Aggressivität. Auch spürt man einen angenehmen Geschmack von Kirschmarmelade, im Abgang etwas Leder sowie leichte Tabaknoten. Eine sehr mineralisch und wohlschmeckend. Um es kurz und bündig auszudrücken, einfach genial. Und das sollte sich wohl jetzt noch mit den bleibenden 6 Weinen steigern…
Als 3. Wein hatten wir einen Saffredi 2005 der Fattoria Le Pupille (auf Grund eines Fehlers der einzige Wein, der nicht Jahrgang 2004 war), ein Weingut, das als solches seit dem Jahre 1986 existiert. Die über 25 Jahre alten Weinreben zu diesem Wein werden süd-östlich von Grosseto, bei Magliano angebaut. Saffredi besteht aus 65% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 5% Alicante, wird 15-24 Monate in Barriquefässern ausgebaut. Dunkles rubinrot mit purpurfarbenen Reflexen. Angenehmer Duft von Myrte und balsamische Noten des Macchiawaldes, Amarena und andere reife, rote Früchte, die sich lansam im Munde entwickeln. Elegant und angenehm spürt man auf der Zunge die Tannine.

Önologe Castello di Bolgheri
Als 4. Wein hatten wir einen Castello di Bolgheri vom gleichnamigen Weingut, bestehend aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, die in einem ganz besonderen Microklima in Meeresnähe wachsen. Eine sehr intensive, dunkle, rubinrote Farbe. An der Nase spürt man einen angenehmen Duft von Pflaumenkonfitüre, was in Duft von Rosen, Tabak und Leder übergeht, nachdem man das Glas geschwenkt hat. Sehr eleganter Geschmack, auch hier kommt wieder die Pflaumenkonfitüre hervor, leicht Gewürznoten wie grüner Pfeffer oder Tabak sowie Lakritz. Der 5. Wein Argentiera stammt von der Tenuta Argentiera, ein Bolgheri DOC superiore, dessen Reben in Hanglage südlich von Bolgheri, in Meeresnähe und er setzt sich aus 40% Cabernet Sauvignon, 40% Merslot und 20% Cabernet Franc zusammen. Intensivstes rubinrot, mit purpur farbenem Rand. An der Nase spürt man rote Rosen, Veilchen, Johannisbeere, Lakritz, Tabak, gefolgt von leicht fleischigen Noten und Eukaliptus. Auf der Zunge sehr weich und fruchtig, lang anhaltender Fruchtgeschmack mit leichten Röstnoten, Eukaliptus und Lakritz.

Önologe Tenuta Argentiera
Der 6. Wein, ein Lupicaia vom Castello del Terriccio im nördlichsten Zipfel der Maremma, außerhalb von Castellina Marittimo, nahe Vada. Der Lupicaia besteht aus 85% Cabernet Sauvignon, 10% Merlot und 5% Petit Verdot. Ein dunkles rot, fast ins Schwarze gehend. Süße Schokoladennoten, gefolgt von Waldfrüchten, Eukaliptusblüten und Myrthe. Schwenkt man das Glas, so kommen Myrthe, Eukaliptus und die Süße noch stärker hervor. Im Mund spiegelt er die den Geruch wieder. Sehr lang anhaltend mit eleganten Tanninen. Der 7. Wein, der Ornellaia (Bolgheri Superiore) des gleichnamigen Weingutes Tenuta dell’Ornellaia, bestehend aus 60% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot, 12% Cabernet Franc und 3% Petit Verdot. An der Nase spürt man süße Gewürznoten, Pfeffer, Nelken, Zimt, Rhabarber; schwenkt man das Glas leicht, so kommen balsamische Noten noch besser hervor. Im Munde, sehr raffiniert, sanft und sehr reif, seidig elegante Tannine, lang anhaltender Fruchtgeschmack von Brombeeren und Johannisbeeren. Der 8. und letzte Wein ist der Sassicaia der Tenuta San Guido, bei Bolgheri, der Vater all dieser Weine und ein toskanisches Phänomen! Seine Weinreben wachsen entlang der berühmten Zypressenallee vor Bolgheri. Dieser Wein hat dem Terroir der gesamten Umgebung den Weg auf internationalem Parkett geebnet. Der Sassicaia besteht aus 85% Cabernet Sauvignaon, 15% Cabernet Franc, eine wie der Italiener es so schön ausdrückt Formula Vincente, die über all die Jahre niemals verändert wurde. Tiefstes, sehr intensives, fast ins Schwarze gehendes Rubinrot. Eine Harmonie im Duft und im Geschmack: sehr elegantes Aroma von roten, sehr reifen Früchten, lang anhaltend.
Ab dem 2. Wein waren alle Weine perfekt sehr harmonisch und man hatte immer das Gefühl, der ist noch besser… Nach einer solchen Degustation erübrigt sich jegliches Degustieren, selbst wenn man über 400 Weine zur Verfügung hat.
Kosten:
Eintritt 18 Euro
Riesling Seminar 25 Euro
Rotwein Seminar 15 Euro
Agricola Le Querce Agricola Poggio Bonelli agricola Riccardo Baracchi Agrilandia Avignonesi Azienda Agricola Betti Azienda Agricola Colognole Azienda agricola Giacomo Marengo Azienda Agricola La Calonica Azienda Agricola Parmoleto Azienda Agricola Poggiopaoli Azienda agricola Sada Badia a Coltibuono Banfi Bindella Borgo Scopeto Campo alla Sughera Capannelle Caparzo Castellare di Castellina Castello di Bolgheri Castello di Bossi Castello di Gabbiano Castello di Radda Castello di Volpaia Castello Sonnino Castelvecchio Castiglion del Bosco Chiappini Giovanni Col d’Orcia Collemassari Cosimo Maria Masini Fattoria Ambra Fattoria Camporignano Fattoria Corzano e Paterno Fattoria del Buonamico Fattoria del Cerro |
Fattoria di Magliano Degli Dei Duemani Fattoria di Montecchio Fattoria I Veroni Fattoria La Torre Fattoria Le Corti Fattoria Le Pupille Fattoria Le Sorgenti Fattoria Michi Fattoria Nittardi Fattoria Poggio Capponi Fattoria Poggio di Sotto Fontodi Fortediga Granchiaia Grattamacco I Balzini Il Borro Il Palazzone La Piana La Poderina Lamole di Lamole Loacker Corte Pavone Marchesi Antinori Marchesi Ginori Lisci Marchesi Mazzei Marchesi Torrigiani Montepeloso Montevertine Morisfarms Petra Petreto Petrolo Piaggia Pietroso Podere dell’Anselmo |
Podere Fortuna Podere Poggio Scalette Podere Sapaio Poggio Foco Poggio Grande Renzo Marinai Ruffino San Polo Tenuta Argentiera Tenuta dei Sette Cieli Tenuta dell’Ornellaia Tenuta di Capezzana Tenuta di Lilliano Tenuta di Nozzole Tenuta di Trinoro Tenuta di Valgiano Tenuta di Valgiano Tenuta di Valgiano Tenuta Il Corno Tenuta Lenzini Tenuta Marsiliana Tenuta Podernovo Tenuta Poggio Verrano Tenuta San Giorgio Tenuta Santedame Tenuta Setteponti Tenute del Cabreo Tenute Guicciardini Strozzi Tenute Silvio Nardi Terrabianca Teruzzi & Puthod Testamatta Tolaini Torraccia di Presura Villa Ilangi Villa Mangiacane |
Das scheint mir ja wirklich eine ganz hervorragende Veranstaltung zu sein. Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie stilvoll man sich mit Wein auseinandersetzen kann ohne dabei auf irgendeine Art und Weise aufgesetztes Verhalten an den Tag legen zu müssen, wie viele Menschen ja immer denken. Wein ist ein so interessantes und vielschichtiges Thema das auch noch mit Genuss verbunden ist, dass man nur wirklich jeden bedauern kann, der dafür keinen Sinn hat. Man muss ja wirklich kein Experte sein, aber den eigenen geschmack auszubilden, sollte im Grunde wohl eigentlich jedem Spaß machen.
Da wäre ich aber gerne dabei gewesen :-). Einige der beschriebenen Weine kenne ich auch und mag sie sehr gerne. Neulich habe ich mal den Castello di Bolgheri getrunken und war begeistert – genau wie beschrieben. Aber auch die Weine von Ornellaia sind hervorragend. Man schmeckt sehr deutlich den französischen Einschlag durch die verschiedenen franz. inspirierten Trauben wie Merlo und Cabernet Sauvignon, die Weine sind dadurch etwas ganz Besonderes. Leider auch sehr teuer 🙁 Lohnt sich aber zumindest mal den „le Volte“ von Ornellaia zu probieren.
Karersee Pass – Passo di Costalunga – Gipfel und Pässe – Rosengartengruppe…
Ich finde ihren Eintrag sehr informativ…